Heute mal ein anderes Thema: meine Mom ist seit fast 2 Jahren im Pflegeheim untergebracht. In diesen 2 Jahren sind natürlich viele der Bewohner von uns gegangen. Aber einige sind noch dabei. Besonders am Herzen liegt mir, nennen wir ihn Bernd S., am Herzen. Er leidet an Demenz, läuft sehr viel herum und kann sich auch nicht mehr richtig artikulieren. Er trinkt aus allen Gläsern, die mit Saft gefüllt – Wasser mag er nicht – egal wem das Glas gehört. Dieses gefällt den meisten älteren Damen, die selber an Demenz leiden, natürlich nicht. Zudem sucht er immer wieder die Nähe von anderen, streicht ihnen über den Rücken, hält sich an der Stuhllehne fest oder er schiebt jemanden im Rollstuhl, der das dann gar nicht mag. Ich denke, er möchte einfach dazu gehören. Leider fühlen sich die Damen von ihm angegriffen und schubsen ihn weg, so dass mir Angst und Bange wird. Heute war es ganz besonders schlimm und so habe ich dann an die Hand genommen und bin mit ihm über den Flur spazieren gegangen. Auf einmal rollten ihm Tränen über die Wangen und er fing an zu schluchzen. Ich habe ihn in den Arm genommen und gefragt, was er denn hat? Da sagte er ganz klar und deutlich zu mir: “ ich weiß gar nicht, warum ich immer alles vergesse und was ich hier mache ? “ Mir fehlten die Worte, so betroffen war ich von seinen Worten. Ich habe ihn einfach nur im Arm gehalten und ihn gestreichelt, bis er wieder ruhig war. Wie oft mag ein Mensch, der an Demenz leidet, klare Momente haben? Was fühlt er in diesen Momenten – Angst, Panik? Ich stelle es mir schlimm vor, weil wer hilft diesen Leuten, wenn ihnen klar wird, was mit ihrem Kopf geschieht. Wer ist für Sie da? Das Pflegepersonal ist ständig überbelastet, sind nur am Rennen und haben kaum Zeit für Gespräche mit den Bewohnern. Klar versucht man die Leute, mit Spielen, wie Memory, Mensch Ärger nicht oder Reimen zu beschäftigen. Es gibt mittlerweile so viele sinnvolle Dinge für Demenzkranke, aber dafür fehlt das Geld, da müssen alte ausgediente Spiele reichen. Die meiste Zeit sitzen die Bewohner stumpfsinnig am Tisch und starren vor sich hin. Es wird so viel Geld in unsere Politiker und unsere Flüchtlinge investiert, warum vernachlässigt man unsere Alten ? Sie waren es schließlich, die mit aufgebaut haben und sie haben das Recht umhegt zu werden. Manchmal hat man das Gefühl, sie werden abgeschoben, weil sie ja eh‘ nichts mehr wissen, sich nicht erinnern können. Ich bin häufig dort (3-4mal die Woche), aber immer wieder sieht man nur die selben Angehörigen. Einige der Bewohner bekommen niemals Besuch – falsch – sie bekommen immer dann Besuch, wenn die Weihnachtsfeier stattfindet. Da kann man dann zur Schau stellen, wie wichtig einem sein Angehöriger ist. Warum sind Menschen so?